Digitalisierungsstrategie Geodaten
Der Begriff der Digitalisierung ist derzeit in aller Munde und ist momentan in fast allen Wirtschafts- und Verwaltungsbereichen ein Thema. Allerdings hapert es vieler Orten noch an der Umsetzung. Umfragen des Hasso Blattner-Instituts zeigen beispielsweise, dass der überwiegende Teil des Mittelstandes noch keine Digitalisierungsstrategie entwickelt hat, geschweige denn schon an der Umsetzung arbeitet.
Es besteht also ein dringender Nachholbedarf, wenn einzelne Unternehmen aber auch unser Land als Ganzes wettbewerbsfähig bleiben wollen. Unseren Verwaltungen fällt dabei die wichtige Aufgabe anheim, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen und dadurch gleichzeitig auch als Vorbild für die Digitalisierung zu fungieren.
Der Aufbau von Smart Cities und die damit verbundene Schaffung von idealen ökonomischen und ökologischen Lebensräumen für unsere Wirtschaft und unsere Bevölkerung ist dabei das Kernthema zur Schaffung von Wettbewerbs- und Standortvorteilen. Dies wiederum ist Voraussetzung für noch mehr Innovationen und zur Generierung von Steuereinnahmen.
Ein erster Ansatz wäre, mit neuen Methoden und Techniken bestehende Arbeitsabläufe schneller abzubilden oder diese durch völlig neue, bessere Prozesse zu ersetzen.
Damit dies erfolgreich gelingen kann, ist es sinnvoll sich mit einer guten Digitalisierungsstrategie darauf vorzubereiten und diese dann auch während der Umsetzung regelmäßig und agil an das Gelernte anzupassen.
Was ist eine Digitalisierungsstrategie
Eine Digitalisierungsstrategie beantwortet die Frage, wie aktuelle Verwaltungsabläufe in digitale Verwaltungsabläufe überführt werden können. Das Ziel ist es, eine höhere Zufriedenheit beim Bürger und eine insgesamt effektivere Verwaltung zu ermöglichen.
Dafür sollten alle Abläufe innerhalb einer Verwaltung und alle Arbeitsbereiche und Ämter auf den möglichen Einsatz neuer, disruptiver Technologie wie Cloud Computing, künstliche Intelligenz, Internet of Things (IoT) oder Virtual Reality hin überprüft werden.
Im Ergebnis entsteht eine Verwaltung mit weitgehend oder komplett digital und vollautomatisch unterstützten Abläufen.
Ohne eine Digitalisierungsstrategie werden Vorhaben wie z.B. der Wandel hin zu Smart Cities nicht zu realisieren sein.
Wir sind doch schon digital!
Wieso also eine Digitalisierungsstrategie?
Gelegentlich wird bei dem Stichwort Digitalisierung noch darauf verwiesen, dass man ja schon überall entsprechende Software einsetzt. Weshalb also nun eine Digitalisierungsstrategie?
In diesem Zusammenhang ist es essentiell zu verstehen, dass die Verwendung einer Software an einer bestimmten Stelle und nur als Teil eines ganzen Prozesses bei weitem nicht den Vorstellungen und Visionen einer Digitalisierung 4.0 entspricht.
Wie schon erwähnt. Das Ziel ist es, weitgehend oder komplett digital und vollautomatisch unterstützte Abläufe zu schaffen. Dies bedingt die Digitalisierung aller Teilaufgaben – nicht nur die Digitalisierung eines Teilbereiches. Zudem entwickelt sich Software selbst extrem schnell weiter und ihre Erstellung wird mittlerweile aus diesem Grund auch als agiles Dauerprojekt verstanden, welches ständig hinterfragt und anschließend verbessert wird.
Wer deshalb noch mit Software arbeitet, die einmal im Jahr einen Update erfährt muss schnell umdenken. Sehr wahrscheinlich ist da ein Produkt im Einsatz, dass sich nicht mehr an die schnellen technologischen Weiterentwicklungen anpassen kann und deshalb direkt aufs Abstellgleis führt. Gerade hier ist eine Digitalisierungsstrategie hilfreich, um solche tickenden Zeitbomben zu identifizieren und neue Auswege und Lösungen zu finden.
Welche Rolle spielen Geodaten bei der Digitalisierungsstrategie
Geodaten liefern die räumlichen Komponenten innerhalb von Entscheidungsprozessen. Ihr Hauptmerkmal ist zwar das “Wo”, aber häufig wird dieses Wo um die Attribute “wieviel“, “was“, “weshalb“, “wer” und “wann” erweitert.
Nehmen wir als Beispiel eine Straßenlaterne:
Geodaten liefern uns den genauen Standort dieser Laterne über ein Koordinatenpaar (wo).
Wir können in einer Geo-Datenbank aber auch abfragen, wie viele Straßenlaternen es insgesamt in einer Stadt gibt (wieviel).
Existiert eine Anwendung zur Erfassung und Pflege der Straßenlaternen, dann lassen sich aus einer solchen Anwendungsdatenbank auch Angaben zum Laternen- und Beleuchtungstyp herausfiltern (was).
Fällt nun ein solches Leuchtmittel aus und muss ersetzt werden (weshalb), kann ein Elektriker über ein Asset Management benachrichtigt werden (wer), welcher den Wartungsarbeiten dann eine bestimmtes Zeitfenster in seinem Kalender zuordnet und dieses entsprechend der Verwaltung zurück kommuniziert (wann).
Sobald sich der Elektriker dann auf den Weg macht, nutzt er die Standortangaben um die defekte Straßenlaterne zu finden. Die Angaben zum ausgefallenen Leuchtmittel helfen ihm dabei die richtigen Teile auszutauschen.
Man kann anhand dieses Beispiels leicht erkennen, dass Geodaten und die damit verbundenen Anwendungen dabei helfen, eine ganze Reihe von Fragen im alltäglichen Betrieb von Assets (Infrastrukturvermögen) zu beantworten. Und da fast alles, was von einer Gemeinde verwaltet wird, auch einen Raumbezug hat ist es nahezu eine Verpflichtung, dass Geodaten im Zuge einer Digitalisierungsstrategie ein breites Feld eingeräumt werden muss.
Schauen wir nochmal zurück auf unsere Straßenlaternen.
In einer Digitalisierungsstrategie könnte folgendes Ziel festgelegt sein:
- In Zukunft sind Laternen mit dem Internet verbunden.
- Geht ein Leuchtmittel kaputt, kommuniziert die Laterne den Defekt automatisch an ein Asset Management System und es wird ein Arbeitsauftrag angelegt.
- Das Asset Management System kommuniziert diesen Auftrag zusammen mit den Angaben zu den Leuchtmitteln wiederum automatisch an den zuständigen Elektriker.
- Der Elektriker prüft, ob er entsprechende Leuchtmittel am Lager hat und legt im Asset Management einen Termin für die Reparatur fest. Eventuell schlägt ihm das System eine Routenoptimierung zur Erledigung mehrerer Aufträge am selben Tag vor.
- Ein Wartungsteam navigiert mit Hilfe des Arbeitsauftrags zum Leuchtmittel und es wird ausgetauscht.
- Die zuständige Stelle in der Verwaltung wird im Asset Management über die einzelnen Schritte informiert. Auf Wunsch können automatische Budgetwarnungen mit Freigabemechanismen eingearbeitet werden.
Im Ergebnis kann der Austausch eines Leuchtmittels bis auf die Wartungsarbeit selbst komplett digital organisiert werden. Es muss kein Defekt gemeldet und kein Elektriker informiert werden. Es müssen keine Karten zur Navigation ausgedruckt und auch keine Emails hin und her geschickt werden. Alles geht weitgehend automatisch.
Das Leuchtmittel wird somit schneller ausgetauscht und eventuelle Bürgerbeschwerden werden somit früher bereinigt. Da die komplette Kommunikation über ein Asset Management System abgewickelt wird, werden weniger Personalressourcen benötigt und der Auftrag insgesamt schneller abgewickelt. Dadurch, dass intelligente Software auch Optimierungs- und Überwachungsaufgaben wahrnehmen kann, besteht hier weiteres Entlastungspotential.
6 Arbeitsschritte einer erfolgreichen Digitalisierungsstrategie
Wie setzt man nun eine Digitalisierungsstrategie unter Berücksichtigung der Geodaten erfolgreich um? Nachfolgend sind 6 Arbeitsfelder aufgeführt, die Sie auf jeden Fall berücksichtigen sollten:
1. Digitalisierung ist Chefsache – Legen Sie Verantwortlichkeiten fest
Ihre Digitalstrategie wird Ihre Verwaltung maßgeblich verändern. Daher sollten alle Führungskräfte stark in den Prozess eingebunden sein. Das gilt bereits während der Entwicklung der Strategie, aber natürlich umso mehr für die Umsetzung.
Benennen Sie einen Verantwortlichen dessen Aufgabe darin besteht, Ihre Digitalisierungsstrategie zu erstellen und umzusetzen. Ihr interner Datenschutz- und/oder Digitalisierungsbeauftragter sind hierfür gute Anlaufstationen.
Ergänzend kann es Sinn machen, eine externe Person mit hohem Digitalisierungs- und Geodaten-Wissen mit einzubinden. So garantieren Sie, dass das Thema Geodaten entsprechend seinem Stellenwert berücksichtigt wird.
2. Information und Daten Sammeln
Um überhaupt erst die möglichen Potentiale der Digitalisierung für sich selbst entdecken zu können ist es wichtig alle Arbeitsabläufe mit Raumbezug zu identifizieren und in Ihre einzelnen Bestandteile zu zerlegen.
- Welche Arbeitsabläufe gibt es?
- Wo und weshalb wird ein Arbeitsablauf initiiert und welche Personen sind daran beteiligt?
- Welche Werkzeuge werden aktuell verwendet und wo sind die Stärken und Schwächen dieser Werkzeuge?
- Welche Art von Geodaten sind involviert oder fehlen Geodaten momentan noch komplett?
- Wo liegen die Zuständigkeiten und wieviel Zeit benötigt ein Vorgang?
Diese und viele weitere Fragen stehen ganz am Anfang eines Digitalisierungskonzeptes.
Da wir nun bereits wissen, dass Geodaten bei der Digitalisierung eine wesentliche Rolle spielen, sollten diese natürlich etwas näher beleuchtet werden:
- Welche Geodaten stehen zur Verfügung
- Welche werden davon schon genutzt?
- Wer aktualisiert die Geodaten in welchem Turnus?
- Wie und in welchem Format werden die Geodaten geliefert bzw. bereitgestellt?
- Was kosten die Geodaten?
- Welche Geodaten außer den bereits eingesetzten gibt es noch und zu welchen Arbeitsabläufen könnten diese passen?
Das Zusammenstellen der Informationen zu Geodaten bezeichnet man auch als Geodatenkonzept. Ein solches Konzept sollte integraler Bestandteil einer Digitalisierungsstrategie sein. Denkt man neue Prozesse ohne das Wissen aus einem Geodatenkonzept fährt man spätestens bei der Umsetzung gegen eine Wand, da wesentliche Aufgaben nicht vollautomatisiert abgebildet werden können weil die räumliche Komponente nicht berücksichtigt wurde.
3. Von der Bürger- und Kundenseite her denken
Die Digitalisierung ist Bestandteil nahezu aller Lebens- und Arbeitsbereiche. Es ist deshalb davon auszugehen, dass Bürger über die Zeit diesbezüglich auch eine bestimmte Erwartungshaltung an Ihre Landkreis- oder Gemeindeverwaltung entwickeln. Wer sein Netflix-Abo bequem vom Sofa aus mit dem Smartphone verlängert und bezahlt, möchte diese Art des bequemen Service früher oder später auch bei der Verlängerung eines Grabes oder der Buchung eines Langzeitparkplatzes nicht vermissen.
Aus diesem Grund ist es wichtig, bei der Betrachtung der einzelnen Abläufe den Fokus nicht nur auf das eigene Arbeitsumfeld zu legen. Vielmehr ist es hilfreich, die Sichtweise alle Beteiligten zu verstehen und daraus eine Verbesserung aller Aktionen als Ganzes herzuleiten.
Neben der Bürgersicht sollten deshalb noch weitere Stakeholder wie z.B. das Gewerbe, externe Dienstleister, Ingenieurbüros, andere Verwaltungen und Datenlieferanten unbedingt mit einbezogen werden.
Dabei ist es wie gesagt gut zu verstehen, dass deren Denkweise und Verhalten ebenfalls dynamisch ist und sich jederzeit ändern können. Letztlich sind auch diese Parteien Teil des Digitalisierungsprozesses.
4. Ideen entwickeln und Innovationen anstoßen
Gehen Sie auf Innovationssuche und entwickeln Sie mithilfe der Daten aus Ihrer Informations- und Datensammlung Ideen, die Ihre Geschäftsprozesse vereinfachen oder ergänzen und die Effizienz positiv beeinflussen. Binden Sie Ihre Mitarbeiter in den Prozess ein, um neue Perspektiven zu erhalten.
Schauen Sie, ob übergeordnete Behörden bereits Digitalisierungsprojekte angestoßen haben und ob Sie diese in Ihre Strategie mit einbinden können. Als Beispiele seien hier die INSPIRE-konforme Bebauungspläne oder das digitale Baugesuchsverfahren genannt.
Folgen Sie agilen Prinzipien der Projektsteuerung und lernen Sie wie agile Softwareprojekte organisiert werden. Unter Scrum.org und vielen weiteren Webseiten finden Sie zahlreiche wertvolle Informationen zu diesem Thema. Denn ein gutes Verständnis darüber, wie neue Anregungen Ihren Weg in ein Softwareprodukt finden ist die Voraussetzung für eine gute Weiterentwicklung Ihrer Prozesse.
Nicht alle Prozesse werden von Beginn an optimal ablaufen und perfekt ineinandergreifen. Lassen Sie Fehler zu und optimieren Ihre Strategie schrittweise, um agil zu bleiben. Etablieren und fördern Sie eine positive Fehlerkultur.
Eine digitale Transformation setzt eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit voraus.
Denken Sie deshalb daran, moderne Werkzeuge zur Kommunikation einzuführen und zu nutzen.
Moderne Tools oder Plattformen wie Microsoft 365 oder Kanban-Boards unterstützen Sie bei der Automatisierung von Geschäftsprozessen zwischen den Abteilungen und helfen dabei, Schwachstellen und Verbesserungspotential zu dokumentieren und zu kanalisieren.
5. Dokumentation der Digitalisierungsstrategie
Eine gute Dokumentation Ihrer Digitalisierungsstrategie ist essentiell für Ihren Erfolg bei der Umsetzung. Dabei geht es nicht darum, alles von Anfang an genau bis aufs kleinste Detail niederzuschreiben. Vielmehr sollten Sie ein iteratives Verfahren anstreben, das aus den Resultaten der Innovationsworkshops neue Ideen für neue digitale Leistungen, Data-Mining-Strategien, Teamarbeit und Marktbewertungen zusammenträgt. Das Ergebnis wird nach Aufgabenbereichen zeitnah wieder zurück ans Team gegeben. Dieses liefert umgehend Feedback für den zweiten Entwurf.
Wiederholen Sie die Iterationen so lange, bis Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind. Der finale Entwurf sollte dann an alle wichtigen Stakeholder versandt werden.
6. Kommunikation der Strategie
Die erste große Hürde ist genommen und Sie haben für mehrere Teilbereiche in einem iterativen Prozess eine Digitalisierungsstrategie erarbeitet. Leider können Sie diese Strategie nicht alleine durch das Verteilen des eigentlichen Dokumente umsetzen. Die wenigsten Empfänger werden einen umfangreichen Blick darauf werfen. Im hektischen Alltagsgeschäft bleibt dafür meist keine Zeit.
Es ist daher wichtig die Digitalisierungsstrategie aktiv zu kommunizieren.
Führen Sie für jeden Arbeitsbereich weitere Workshops durch, in denen die wichtigsten Ergebnisse vorgestellt und Wege zur Umsetzung erklärt werden.
Digitalisierung ist keine Einmal-Aktion nach deren Umsetzung alles wieder in den Normalbetrieb gehen kann. Der Digitalisierungsbeauftragte hat die Aufgabe die Umsetzung und die Ergebnisse mit den einzelnen Teams zu evaluieren und neue Verbesserungsvorschläge einzuholen. Dies sollte in regelmäßigen Abständen erfolgen und in einem Anforderungskatalog für die jeweils eingesetzte Software und die damit verbundenen Projektabläufe münden.
Wir helfen Ihnen bei Ihrer Digitalstrategie!
Die Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie ist eine große Herausforderung für alle öffentlichen Verwaltungen und ist mit einem hohen Ressourcen- und Zeitaufwand verbunden. Im Bereich Geodaten fehlt häufig das tiefere Wissen über Verfügbarkeiten und technologische Trends. Sie bietet aber auch große Chancen und für Städte, die sich zu einer Smart City hin entwickeln wollen ist sie ein Muss.
Leider wird das Thema von vielen Verwaltungen immer wieder aufgeschoben. Je länger man allerdings damit wartet, umso wahrscheinlicher läuft man aber auch Gefahr den Anschluss zu verpassen. Dies wird nicht ohne Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit Ihrer Stadt oder Gemeinde bleiben.
Die Lösung: Arbeiten Sie mit unserem Experten-Team zusammen.
Als Cloud GIS Service-Provider sind wir schon frühzeitig in das Thema Digitalisierung eingestiegen und als Geodatendienstleister mit mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung wissen wir genau, wo Sie welche Geodaten am besten einsetzen können.
Wir beraten seit Jahren erfolgreich Städte, Gemeinden, Verbände und Landkreise bei der Umsetzung Ihrer Geodatenstrategien und bei der Erstellung von Digitalisierungsstrategien unter Verwendung wichtiger Zukunftstechnologien wie der Cloud oder künstlicher Intelligenz.